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Ist der Klimawandel nichts als Schwindel? (2007)

Ein Beitrag von FAZ

Die Gegenbewegung beginnt: Ein britischer Film kämpft gegen den neuen, grünen Mainstream und bestreitet die Klima-Gewissheiten der Forscher und Politiker. Der Film hat bizarre Seiten - und beeindruckt trotzdem.


Von Christian Schwägerl


Nun also die Gegenposition: Kohlendioxid ist kein wichtiges Treibhausgas. Nur in Spuren kommt es in der Erdatmosphäre vor, und es hat seine Kapazität, Wärmestrahlen einzufangen, bald ausgeschöpft. Aus natürlichen Quellen strömt Jahr um Jahr ein Vielfaches jener Kohlendioxidmenge heraus, die den Apparaten der Zivilisation entstammt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Kohlendioxid jemals in der Erdgeschichte für wärmere Temperaturen gesorgt hat. Vielmehr war es umgekehrt, höhere Temperaturen haben zur vermehrten Freisetzung von Kohlendioxid geführt.


Es ist noch zu früh, um schlüssige Aussagen über das Weltklima treffen zu können. Man hat sich in den siebziger Jahren schon einmal grandios geirrt, als eine weltweite Abkühlung prophezeit wurde. Zu viele Faktoren, die das komplexe energetische Zusammenspiel von Sonnenstrahlung, Atmosphäre, Landfläche und Ozeanen bestimmen, sind unbekannt. Computermodelle des Klimas liefern nur das, was man in sie hineingesteckt hat. Nicht menschliche Abgase sind für eine mögliche Erderwärmung verantwortlich, sondern Variationen im Wasserdampfgehalt der Atmosphäre, ausgelöst durch kosmische Strahlen, Verschiebungen der Sonnenaktivität. Hinter einem Anstieg des Meeresspiegels stecken die Erdplatten, nicht eine Erwärmung.


Nicht einmal die Frage, ob sich die Erde wirklich erwärmt, ist geklärt. Das Eis bröckelt am Arktisrand ab, weil so viel neugebildetes Eis nachdrängt. Die oberen Schichten der Erdhülle erwärmen sich nicht so, wie es die Klimamodelle voraussagen. Und es war in der Neuzeit schon einmal viel wärmer als heute, als die Wikinger Grönland besiedelt haben. Wenn es überhaupt eine Erwärmung gibt, dann ist sie Teil eines natürlichen Zyklus, denn die Erde erholt sich von der letzten Eiszeit. Politiker und Wissenschaftler, die sagen, sie könnten das Klima kontrollieren, sind größenwahnsinnig. Und selbst wenn sich die Erde erwärmt, gibt es viel wichtigere Probleme, etwa dass täglich Tausende Kinder an Unterernährung und Infektionskrankheiten sterben. Die Milliarden, die in den sogenannten Klimaschutz investiert werden, fehlen für sie.


So und ähnlich lauten die bunt gemischten Argumente, die zur Gegenwelle hochbranden, seit der Klimaschutz Staatschefs und Vorstandsvorsitzenden beschäftigt und für eine Aufnahme in den europäischen Verfassungsvertrag vorgeschlagen wird, seit Fluggäste für Baumpflanzaktionen zahlen sollen, Al Gore die wissenschaftliche Debatte um die Erderwärmung für „beendet“ erklärt hat und der UN-Weltklimarat IPCC seine Warnungen vor einer Erwärmungskrise erstmals mit einem konkreten Maß an Gewissheit versehen hat, nämlich neunzig Prozent.


Gegen den neuen Mainstream


Das Lager der Skeptiker, Leugner, Kritiker ist vielfältig. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich gegen den neuen, grünen Mainstream stemmen. In New York durften sie am 14. März einen Etappensieg davontragen, denn im rhetorischen Nahkampf mit drei Klimaforschern gelang es drei Kritikern, darunter dem Schriftsteller Crichton und dem MIT-Professor Lindzen, während einer vom „National Public Radio“ übertragenen Diskussionsrunde das Publikum für sich zu gewinnen.


In Großbritannien hat es der Filmemacher Martin Durkin geschafft, sein Werk „The Great Global Warming Swindle“ am 8. März im Abendprogramm des Channel 4 zu plazieren. Raubkopien finden im Internet reißenden Absatz. Der Film hat bizarre Seiten, denn Durkin steigert sich zu der These, Margaret Thatcher habe die Erderwärmung von Wissenschaftlern erfinden lassen, damit sie mittels Kernkraft den Kohlegewerkschaften den Garaus machen konnte. Doch zugleich beeindruckt, dass Durkin eben nicht jene unterbeschäftigten Alleswisser präsentiert, die die Arbeit von Max-Planck-Instituten und Nasa von ihren Hobbykellern aus widerlegen wollen, sondern seriöse Forscher aufruft, die beteuern, kein Geld von der Ölindustrie zu bekommen. (Zumindest einer von ihnen, der Ozeanograph Wunsch vom MIT, wirft dem Filmemacher aber arglistige Täuschung vor.)


Dauerfeuer der Einwände


Skepsis ist die Mutter aller Wissenschaft, und schon oft hat die Einsicht eines Einzelnen den Konsens aller Gelehrten in tausend Stücke gesprengt. Viel mehr als ein „Konsens“ zählt daher, dass das Mehrheitslager der Klimaforscher sich mit Kritik auseinandersetzt und einleuchtende Antworten geben kann. Diese bleiben freilich in dem Film unerwähnt. Die aktuelle Gegenbewegung darf Klimaforscher dennoch nicht verwundern: Selbst nach IPCC-Lesart bleiben zehn Prozent Zweifel und viele unbekannte Faktoren.


Wer wie Gore Diskussionen beendet, macht sich verdächtig, zumal es um immense Ausgaben, um Unbequemlichkeiten und kolossale Besitzstände geht. Klimaforscher dürfen sich deshalb vom Dauerfeuer der Einwände nicht nervös machen lassen. Sie setzen dazu an, die Nullhypothese zu widerlegen, die besagt, dass nicht der Mensch das Klima verändert. Das ist eine gigantische, unvollendete Aufgabe. Ihrem Publikum muss klar sein, dass „Klimapolitik“ nur eine Art Versicherungsschutz darstellt, das Risiko also ungewiss bleibt. Das Bedürfnis nach Gewissheit ist groß, doch es würde wohl erst befriedigt, wenn die Tatsachen nicht mehr abzuwenden sind.


Klimaschutz ist freilich kein Dogma und kein Glauben. Bestechen die Argumente gegen den angeblichen „Schwindel“ dort, wo Wissenschaft stattfindet - in begutachteten Journalen, mit These und Beweis, sowie im Gutachterprozess des IPCC -, muss revidiert werden. Die meisten Klimaforscher sagen: Die Argumente wurden schon geprüft und verworfen.



Die Argumente aller Lager lassen sich im Internet gut nachvollziehen. So unterhält das Umweltbundesamt eine Seite, in der die wichtigsten Argumente, die gegen einen vom Menschen verursachten Klimawandel vorgebracht werden, aus wissenschaftlicher Sicht kommentiert werden: Umweltbundesamt.


Ähnliches unternimmt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einem Beitrag für das Versicherungsunternehmen Münchner Rück: Pik Potsdam . Die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sind im Internet abrufbar unter IPCC.


Kritisch mit den Argumenten der sogenannten Klimaskeptiker setzen sich renommierte Wissenschaftler aus aller Welt auf ihrem gemeinsamen Internetblog www.realclimate.org auseinander. Hier ist auch ein Transkript der Sendung des amerikanischen National Public Radio vom 14. März zu finden, bei der drei renommierte Klimaforscher mit Kritikern debattierten - unter ihnen der Autor Michael Crichton - und in der Publikumsgunst unterlagen.


Der britische Fernsehsender „Channel 4“ stellt den umstrittenen Film „The great global warming swindle“ auf einer Internetseite zum Klimawandel eingebettet in zahlreiche gegenläufige Meinungen vor: Channel4-1 und Channel4-2. Viele der Wissenschaftler, die in dem Film gezeigt werden, haben ihre Argumente im April vergangenen Jahres in einem Brief an die kanadische Regierung zusammengefasst: CBC.Einige der Kritiker behandeln das Thema auch auf ihren persönlichen oder institutionellen Internetseiten.




Quellen:



The great global warming swindle



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